Krisengespräch mit Deutscher Post

Seit Sommer letzten Jahres reißen die Beschwerden bezüglich verspäteter oder nicht zugestellter Postsendungen in der Region Mittelbaden nicht ab. Ich habe deshalb zum Krisengespräch mit dem Regionalen Politikbeauftragten der Deutschen Post AG für Baden-Württemberg, Hubert Knecht, geladen. Über ein Dutzend betroffene Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung nach Rastatt gefolgt, viele weitere hatten im Vorfeld ihre Beschwerden in Briefen, E-Mails und Anrufen zum Ausdruck gebracht.

Die Probleme in der Postzustellung in unserer Region sind inakzeptabel und müssen gelöst werden. Ich bin Herrn Knecht deshalb dankbar, dass er sich bereit erklärt hat, mit uns zusammen nach konkreten Lösungen zu suchen.

Hubert Knecht entschuldigte sich im Namen der Deutschen Post AG für die Zustellprobleme im letzten Jahr und gab offen zu: „Wir hatten bundesweit massive Qualitätsprobleme.“ Dies habe dazu geführt, dass zum 1. April 2019 Tobias Meyer als neues Mitglied für „Post & Paket Deutschland“ in den Konzernvorstand berufen wurde. Außerdem habe die Post im letzten Jahr 5.000 neue Stellen im Zustellbereich geschaffen, für 2019 seien bereits weitere 5.000 Stellen genehmigt. Es sei allerdings schwer, so Knecht, qualifiziertes Personal zu finden. Dazu sei die Krankheits- und Kündigungsrate in der Branche trotz Tariflohn hoch.

„Wir arbeiten daran die Zustellprobleme in den Griff zu bekommen. Ich weiß aber auch, dass bei über 1,2 Millionen Sendungen, die täglich alleine über das Postverteilzentrum Karlsruhe abgewickelt werden, – in Einzelfällen – Fehler passieren“, erklärte Knecht.

Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger schilderten Herrn Knecht ihre Erfahrungen – und gaben ihm klar zu verstehen, dass man bei der Fülle an Fehlern nicht mehr von Einzelfällen sprechen kann. Die Mängel in der Postzustellung in Mittelbaden sind derart eklatant, dass es konkreten Handlungsbedarf gibt:

Postsendungen erreichen erst mit mehrwöchiger Verspätung ihre Adressaten oder gar nicht. Es gibt Tage, an denen keine Post zugestellt wird, an anderen Tagen quillt der Briefkasten über. Adressen und Namen werden vertauscht. Es entstanden hohe finanzielle Schäden, weil teure Eintrittskarten erst nach dem Veranstaltungstermin eintrafen und Broschüren zum Kommunalwahlkampf mangelhaft verteilt wurden. Darüber hinaus berichteten die Anwesenden, dass die Beschwerde-Hotline der Deutschen Post oft nicht weiterhelfe und E-Mails nicht beantwortet würden.

Ich forderte Herrn Knecht dazu auf, diese Missstände zu beheben. Ich erwarte, dass die Post mehr Personal einstellt, dieses schult und für die Arbeit in der Zustellung qualifiziert. In diesem Bereich gibt es noch klare Defizite. Ich forderte außerdem, dass die Post AG ein Krisenmanagement einrichtet mit „echten Menschen“, an die man sich bei Problemen persönlich wenden kann. Niemand rede gerne mit einer Maschine oder hänge in der Warteschleife einer Hotline.

Herr Knecht sagte zu, die Beschwerden und die Verbesserungsvorschläge an seine Vorgesetzten weiterzugeben. Außerdem bot er an, individuellen Fällen von betroffen Bürgerinnen und Bürgern nachzugehen und diese zu klären. Dieses Angebot nehme ich gerne an. Ich werde der Deutschen Post AG in den nächsten Tagen eine Liste mit Beschwerden zukommen lassen – und natürlich bleibe ich auch weiter an dem Thema dran!