Veränderter Alltag in Berlin und im Wahlkreis

In dieser Woche kam der Deutsche Bundestag zum ersten Mal seit Ende März zu einer Plenumssitzung zusammen. Meine Arbeit hat sich durch die Corona-Krise spürbar verändert. Über die veränderten Bedingungen in Berlin und im Wahlkreis berichtete ich Redakteur Dieter Klink vom Badischen Tagblatt in einem Telefoninterview.

In meiner täglichen Arbeit läuft nun vieles über Telefon, Mails und Videokonferenzen. Ich finde das schwierig, weil damit die sozialen Kontakte fehlen. Im direkten Gespräch mit Menschen lassen sich Dinge schneller klären, weil man auch die Reaktion der Gesprächspartner sieht und darauf reagieren kann. Das fällt nun leider weg.

Meine Mitarbeiter in Berlin sind im Homeoffice. Manchmal dauert es daher etwas länger, bis Informationen durchsickern und weitergeleitet werden. Manches wäre mit einem kurzen Gespräch im Büro einfacher zu klären.

Bundestagsausschüsse tagen in veränderter Form: zum Teil in „Realpräsenz“, zum Teil aus den Büros zugeschaltet. Die SPD-Fraktion traf sich auf zwei Räume verteilt – mit dem erforderlichen Sicherheitsabstand.

Mir ist wichtig, dass der Bundestag weiter das Debattier- und Beschlussorgan ist – auch in Corona-Zeiten. Anfangs musste schnell gehandelt werden, da war es auch richtig, das zeigen ja die bisherigen Ergebnisse im Kampf gegen das Virus. Aber auf Dauer dürfen Beschlüsse nicht zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten gefällt werden. Das Parlament muss das letzte Wort haben – bei Steuernachlässen, Abwrackprämien oder Aufstockung des Kurzarbeitergelds. Man kann nicht alles über Notverordnungen regeln. Wir sind nicht dazu da, alles abzunicken. Zudem ist das „normale Regierungsgeschäft“ nicht zu vernachlässigen. Ich bin der Meinung, dasse die Grundrente endlich im Bundestag beschlossen gehört.

Im Wahlkreis musste ich zu meinem Bedauern viele Veranstaltungen absagen. Mein Büro in Rastatt ist weiter geöffnet, die beiden Mitarbeiter sind vor Ort. Die Jungsozialisten im Wahlkreis haben einen Einkaufsservice eingerichtet und leisten damit praktische Lebenshilfe. Einem Mann konnten wir auch in unserem Büro mit Toilettenpapier weiterhelfen.

Eines zeigt die Krise auch: Wichtig ist, dass die Politik die Weichen dafür stellt, dass versorgungsrelevante Medikamente und Wirkstoffe künftig in Deutschland und Europa produziert werden – und nicht nur in China. Die Förderung von Produktionen in Deutschland muss man jetzt angehen, sonst wird es nach der Krise vergessen.

Persönlich komme ich mit der Pandemie gut klar. Mein Mann geht einkaufen. Und ich habe uns Masken selber genäht. Ich bedaure aber sehr, dass ich mein Enkelkind derzeit nur auf dem Bildschirm aufwachsen sehen kann.