Im Gespräch mit den Betriebsräten von Baden Board

Bevor Ende dieses Monates das vermutlich endgültige Aus für die traditionsreiche, insolvente Gernsbacher  Kartonfabrik Baden Board kommt, traf ich mich gemeinsam mit Jonas Weber, MdL, mit den Betriebsräten, um die Lage zu erörtern.

Die Kartonproduktion steht schon seit Weihnachten still, im Geschäftsfeld Packaging werden derzeit noch die letzten Aufträge abgearbeitet. Es sind Schachteln für die Corona-Impfspritzen aus zertifiziertem Karton – die keine andere Verpackungsfirma auf die Schnelle herstellen könnte.

Beim wohl letzten Rundgang durch die Fabrikhallen konnte ich mich vom arbeitsfähigen Zustand der Anlagen überzeugen. Man hätte die Produktion weiterführen können, es gab Interessenten. Doch das war nicht gewollt. Man wollte nur möglichst viel Kapital herausschlagen. Was aus den Menschen wird, interessiert einen Robert Ferstl nicht. Das ist Kapitalismus von seiner übelsten Seite.

Das Grundproblem bei Baden Board sind nicht die aktuell in die Höhe schnellenden Energiepreise, wie es in Medien kürzlich dargestellt wurde. Das  Grundproblem  liegt  Jahre zurück, als Smurfit Kappa Betriebsgelände und Produktion trennte und separate Gesellschaften gründeten. Das haben dann Finanzinvestoren ausgenutzt, um Gelder aus der Firma zu ziehen, statt zu investieren. Baden Board ist nicht Opfer der Energiepreise, sondern von Räuberkapitalisten. Heuschrecken wie die Livia Gruppe und die Maperger Group von Robert Ferstl muss man an den Pranger zu stellen.

Ob sich nun noch jemand findet, der zumindest Teile der Produktion fortsetzt, ist fraglich. Die Betriebsräte mit ihrem Berater Rainer Neumeister klammern sich an diesen Strohhalm – zumindest für den Bereich Packaging.

Wichtiges Thema des Austausches war auch, wie es mit den etwa  220 bereits freigestellten und den 85 noch beschäftigten Mitarbeitern weitergeht. Ob es Finanzmittel für eine Transfergesellschaft gibt, ist ungewiss, da der Insolvenzverwalter nicht auf die separat an die Mayr Melnhof GmbH veräußerten Vermögenswerte zugreifen kann.

Wir brauchen endlich eine Durchgriffshaftung im Insolvenzrecht, deshalb werde ich dieses Thema jetzt auf Bundesebene angehen.