Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist

Derzeit erhalte ich viele Anfragen aus meinem Wahlkreis zum Thema Sprach-Kitas. Die Menschen, die mir schreiben, betonen, wie wichtig das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ für die Bildungs- und Chancengerechtigkeit für Kinder ist, und dass es maßgeblich zur Qualitätsentwicklung in den Kitas beigetragen hat. In den vergangenen Jahren konnte ich mir in meinem Wahlkreis auch selbst ein Bild von der wertvollen und engagierten Arbeit machen, die im Rahmen der Sprach-Kitas geleistet wird. Dafür danke ich herzlich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Kitas.

Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ förderte seit 2016 deutschlandweit Kindertageseinrichtungen und erhöhte seitdem schrittweise die Qualität der Integration, Inklusion und Spracherziehung von Kindern. Das Programm trägt auch wesentlich zur Qualifizierung der Fachkräfte bei. Vor diesem Hintergrund haben wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten uns im Koalitionsvertrag mit der FDP und Bündnis 90/Die Grünen darauf geeinigt, den Bereich der sprachlichen Bildung weiterzuentwickeln und zu fördern.

Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und dem Zuzug von ukrainischen Kindern stehen wir vor der Herausforderung, den Bereich der sprachlichen Bildung in der Kindertagesbetreuung personell gut auszustatten. Eine Aufgabe, der sich Bund und Länder gemeinsam annehmen werden.

Zum Hintergrund

Mit dem Programm „Sprach-Kitas“ förderte der Bund bislang 6.804 Kitas und 264 Träger von Fachberatungsstellen in Deutschland (Stand Juli 2022). So profitieren mehr als 500.000 Kinder in jeder achten Kita in Deutschland von diesem Engagement des Bundes. Mit den Sprach-Kitas werden rund 7.300 zusätzliche Sprachfachkräfte in die Kitas gebracht und 539 halbe Fachberatungsstellen gefördert, die in den Einrichtungen dringend gebraucht werden. Allein 2022 waren für das Programm fast 250 Millionen Euro vorgesehen. Allerdings soll die Förderung durch den Bund zum 31. Dezember 2022 auslaufen.

Seit vielen Jahren unterstützt der Bund die Bundesländer bei ihren Aufgaben im Bereich der frühkindlichen Bildung und beim Ausbau der Kindertagesbetreuung – unter anderem im Rahmen zeitlich befristeter Förderprogramm wie dem der Sprach-Kitas. Solche Modellprogramme bieten die Möglichkeit, erfolgsversprechende Ansätze unabhängig von den Landeshaushalten zeitlich befristet zu erproben und gegebenenfalls den Transfer in die Praxis zu unterstützen. Das Konzept des Bundesprogramms „Sprach-Kitas“ sah von Beginn an vor, dass das Programm nach einer befristeten Förderperiode (bis Ende 2022) in die Verantwortung der Länder übergeht.

In den parlamentarischen Verhandlungen zum Haushalt 2023 und den Beratungen des Gesetzentwurfs für ein „KiTa-Qualitätsgesetz“ hat sich die SPD-Bundestagsfraktion deshalb dafür eingesetzt, dass die Strukturen der Sprach-Kitas erhalten bleiben und keine Finanzierungslücke entsteht. Die wichtige Frage der Finanzierung zwischen dem 1. Januar und dem 1. Juli 2023 konnte auch inzwischen geklärt werden: Die Ampel-Parteien haben sich darauf verständigt, für ein weiteres halbes Jahr insgesamt 109 Millionen Euro für das befristete Bundesprogramm zur Verfügung zu stellen. Damit wird sichergestellt, dass die Strukturen des Programms über den 31. Dezember 2022 hinaus erhalten bleiben und keine Lücke entsteht, bevor die Bundesländer die Arbeit in den Sprach-Kitas über das KiTa-Qualitätsgesetz oder aus Landesmitteln weiter finanzieren können.

Grundsätzlich will der Bund die Länder in den Jahren 2023 und 2024 mit insgesamt rund 4 Milliarden Euro im Rahmen des „KiTa-Qualitätsgesetzes“ unterstützen. Die Länder können dann selbst entscheiden, in welchen Bereichen (beispielsweise Fachkräftegewinnung, sprachliche Bildung, Betreuungsschlüssel) sie besonderen Handlungsbedarf sehen und wie sie das Geld investieren wollen. Der Fortführung der Sprachförderung in den Kitas in der Verantwortung der Landesregierungen steht damit nichts im Wege, denn Baden-Württemberg braucht seine Sprach-Kitas!

Zur Situation in Baden-Württemberg

Zwischen 2016 und 2022 sind im Zusammenhang mit den Sprach-Kitas rund 150 Millionen Euro an Bundesmitteln allein nach Baden-Württemberg geflossen (Quelle: Auskunft des baden-württembergischen Kultusministeriums auf Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag). Die Bundestagsfraktion und die Landtagsfraktion der SPD haben sich stets dafür eingesetzt, dass diese erfolgreichen Ansätze optimiert werden und deren Fortbestand gesichert wird.

Sprache ist der Schlüssel zur Welt und damit das Fundament für die Teilhabe sowie für gerechte Bildungschancen für alle Kinder. Dementsprechend wird der Bund die Länder auch in den kommenden Jahren dabei unterstützen, die Qualität in der Kindertagesbetreuung weiter zu verbessern: Unter anderem mit dem geplanten „KiTa-Qualitätsgesetz“, das als Gesetzentwurf bereits im Kabinett beschlossen wurde.

Die baden-württembergische Landesregierung ist also gefragt, wenn es nun darum geht, die alltagsintegrierte Sprachbildung in den Kitas dauerhaft zu fördern. Das Land muss nun seine grundsätzliche Verantwortung für die Kitas wahrnehmen. In Stuttgart müssen eigene Programminhalte erarbeitet und im Haushalt finanziell hinterlegt werden.

Auch im Bereich der Kinderbetreuung mangelt es in Baden-Württemberg derzeit leider an Fachkräften. Der aktuelle Ansatz, die Gruppen zu vergrößern, kann keine dauerhafte Lösung sein. Ein Qualitätsverlust in der Kinderbetreuung kann nur verhindert werden, wenn der Arbeitsplatz in der Kita endlich attraktiver wird. Dazu braucht es vor allem bessere Arbeitsbedingungen, eine bessere Vergütung des Fachpersonals – auch während der Ausbildung –  und einen stufenweisen Ausbau der Betreuungsplätze. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas setzen sich tagtäglich für die Kleinsten in unserer Gesellschaft ein. Ihre Arbeit ist von unvorstellbar hohem Wert. Das muss anerkannt und entsprechend honoriert werden!

(Foto: Oliver Hurst)